Im Ersten Weltkrieg gab es eine Front im Ortlergebiet. Es war bis dato das höchstgelegene Schlachtfeld in der gesamten Menschheitsgeschichte. Begonnen hatte alles mit der Besetzung des Hochjochs durch die italienischen Truppen der "Alpini". Große...
Im Ersten Weltkrieg gab es eine Front im Ortlergebiet. Es war bis dato das höchstgelegene Schlachtfeld in der gesamten Menschheitsgeschichte. Begonnen hatte alles mit der Besetzung des Hochjochs durch die italienischen Truppen der "Alpini". Große Teile der einheimischen Bevölkerung gehörten dem österreichischem Militär an. Die Männer sahen sich gezwungen, wortwörtlich Stellung zu beziehen. So besetzten sie den Gipfel des Ortlers und verlagerten die Kämpfe direkt in die Felswand hinein. Unterhalb des Gipfels errichteten sie einen Stollen aus Fels und Eis, in welchem bis zu 30 Mann monatelang ausharrten. Es gab dort eine Wetterstation, ein Feldtelefon und sogar ein Fotolabor. Proviant und Brennstoff reichte etwa für drei Wochen. Bald errichteten sie eine Seilbahn auf den Gipfel, durch welche die Kämpfer mit Munition versorgt wurden. Ab 1916 stand auf dem Gipfel sogar eine Kanone.
Bald besetzten die östrerreichischen Truppen auch die daneben liegende Königsspitze, die italienischen Alpini rückten nach auf einen ihrer Grate. An dieser Front wurde weitaus mehr Krieg geführt als am Ortler direkt. Die österreichische Seite errichtete auch auf diese Spitze eine Seilbahn und baute sich eine beheizbare Baracke in eine Gletscherspalte am Fuße des Berges. Anfangs hatten 16 Soldaten Platz, später 25 Mann. Der Schützengraben wurde durch einen Blitzschlag zerstört.
Für die Kämpfer beider Seiten war damals der jeweilige Feind trotz Maschinengewehren nicht das größte Problem: das Wetter im Hochgebirge forderte die meisten Opfer. Lawinen, Blitzschläge, Eiseskälte waren die alltäglichen Herausforderungen. Weil Krieg niemals Winterpause macht, mussten die Soldaten ihre Stellung von mehreren Metern Schnee befreien. Dennoch waren sie von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Um dennoch Kontakt mit der Außenwelt zu halten, hielt man Brieftauben.
Bis heute erinnern Überreste der Stellungsbauten, der Ausrüstung und sogar scharfe Munition an den Wahnsinn vor nun mehr als 100 Jahren. Diese Front im Gebirge macht noch einmal mehr klar, wie sinnlos Krieg ist.